Obertrick – einen dicken link für nix?

Hinweis: Dieser Blogbeitrag wurde schon vor längerer Zeit gepostet. Durch eine Komplettumstellung des Blogsystems konnte das Datum nicht migriert werden.
Auch die ursprünglichen Kommentare sind nicht mehr vorhanden.

Am 12. Sept. verschickte Axandra Weekly die „Search Engine Facts“ per Newsletter. Dort hieß es verheißungsvoll „A new bad trick to get inbound links from an authority site“ also in etwa: Ein gemeinverschwurbelter Trick, wie man an einen Link von einer Autoritäts-Webseite rankommt. Von einer Seite mit PageRank 8 wohlgemerkt….Vorweg: Einige wenige Websites genießen bei Google den sog. Autoritätsstatus. Links von solchen Seiten zu bekommen ist, wie an einem riesigen, nicht kleiner werdenden Candy zu lecken. Solche Links powern die eigenen Webseiten in den Suchergebnissen ein ganzes Stück nach vorne. So richtig Wow.

Das Prinzip, das Axandra im letzten Newsletter beschreibt, ist eigentlich schon länger bekannt. Nur kennen die Wenigsten passende Webseiten, bei denen man es anwenden kann UND die eben auch Autoritätstatus haben.

In fünf Schritten wird beschrieben, wie man an einen der begehrten Backlinks kommt:

1. Man geht zur Submit-Seite der Autoritätsseite Slashdot:http://slashdot.org/submit.pl (nein, kein Link hier bei mir, bitte den Text ausnahmsweise mal manuell kopieren 😉

2. Dort füllt man das Formular aus. In das Feld „The Scoop“ fügt man per HTML-Code einen Link auf die eigene Webseite ein. Selbstverständlich enthält dieser Link als Linktext ein vernünftiges Keyword, mit dem man gefunden werden möchte.

3. Jetzt wird´s bissi tricky. Man verwendet im Firefox die Webdeveloper-Toolbar (Hamse nich? Schwerer Fehler!). Kostenlos nachzuladen hier. Das fünfte Pull-Down in dieser Toolbar lautet „Forms„. Darin findet man „Convert form methods“ und dann stellt man unter diesem Punkt (ein weiteres Menü erscheint) „from POST to GET“ ein.

4. Nun erst schickt man das ausgefüllte Formular ab (Preview Button).

5. Jetzt erscheint eine Vorschauseite mit dem eingegebenen Text UND einemklickbaren Link zu eigenen Webseite. Aha. Jetzt nur noch die Adresszeile im Browser kopieren (Achtung, nicht abschneiden, das ist ein Monsterteil) und von irgendeiner Webseite, die Google bekannt ist, diese Adresse als Link ablegen.

Danach schreibt Axandra noch, dass es aber unethisch wäre, so was zu machen. Was hab ich mir beim Lesen auf die Schenkel geklopft.

Haben Sie das Ganze jetzt probiert, während Sie gelesen haben? Und es hat tatsächlich funktioniert? Prima. Aber den herauskopierten Link brauchen Sie trotzdem nicht für Google ins Web stellen. Bei Slashdot ist man nämlich auch nicht auf der Brennsuppe daher geschwommen (Original: der Brennsubbn döhergschwumma). Dort speichert man die IP-Adresse des Ausfüllers ab und zeigt nur dieser IP und auch nur einige Stunden lang die Vorschau. Alle anderen Rechner (also auch die Spider von Google) bekommen eine Fehlermeldung, wenn sie diesen Link aufrufen. D. h. Sie bemerken erst am nächsten Tag, dass der Link, den Sie extra für die Suchmaschine ausgelegt haben, nicht zuschnappt…


Zum Hintergrund:

Einige Anbieter haben ihre Systeme so gestaltet, dass z. B. die Daten von Formularen über den URL (Adresszeile im Browser) mitgeschickt werden. Da steht also dann z. B. www.heindaddel.de/form_?name=“hans“&name2=“moser“…. usw. Wird die Adresse aufgerufen, setzt der Webserver auf eine Seite, die er eben zu diesem Zweck erst erstellt in die Formularfelder genau das ein (Hans und Moser), was im URL an den verschiedenen Stellen „verschlüsselt“ wurde. Die Seite existiert also gar nicht real, sondern wird erst beim Aufruf mit den Parameterwerten erzeugt. So weit – so gut. Lässt ein Anbieter auch HTML-Code zu, wird eben statt einem Text oder einem Namen beim Ausführen ein klickbarer Link erzeugt (wenn man einen solchen vorher abgelegt hat). Aha. Dämmert es Ihnen? Hinterlegt man einen so präparierten Link auf einer Webseite irgendwo und der Googlespider findet ihn… Richtig. Dann ruft Google herself eben diesen Link auf (in dem der Link zu der eigenen Webseite verschlüsselt drin liegt), die Vorschau-Seite wird bei Slashdot generiert und an Google wie jede andere Seite auch zurückgegeben. Und der Robot findet dort natürlich wiederum einen mit Keywords besetzten Link und wohin? Wieder rrrrichtig: Zur eigenen Webseite! Dieser Link wird „gezählt“ und wenn es eine PageRank starke Webseite ist, von der der Link kommt, dann bringt das in der Regel schon spürbar was.

Es wäre ja auch zu schön, um wahr gewesen zu sein. Bomben-Power-Tipps um das Google-System zu sprengen, einfach so per Newsletter und ganz ummasonst. Naja, zumindest die Mühe, die man sich gemacht hat, war umsonst.

Das nächste Mal einfach besser recherchieren, liebe Jungs von Axandra. Und zwar bevor ihr so einen Unsinn in die Welt setzt. „It’s never a good idea to exploit the security holes of other web sites.“ haben sie dazu geschrieben. Die „Holes“ waren wohl hier ganz wo anders…